Ende Mai 2023 belädt ein Team von Menschenfreude e.V. einen Transporter für die beiden rumänischen Elendsviertel, die im Herbst zuvor besucht wurden: Patarat, ein Slum am Rande der Großstadt Cluj sowie Tinca, ein bereits weiter entwickeltes Viertel nahe Oradea im Westen des Landes. An Bord: Sonnenkollektoren plus Zubehör, technische Gerätschaften für die Installation sowie ein Aufsitzrasenmäher.
Partnerfirmen unterstützen unser Engagement
Sonnenkollektoren und Zubehör wurden von unserer Partnerfirma Hündgen Entsorgung in Swisstal gespendet. Die gesamte Aufbaueinheit besteht aus 12 Solarpanels mit 2 großen LKW-Batterien und weiterem Material wie einer Ladesteuerung, einem Wechselrichter, Metallrahmen, Kabeln und einem Plan für den örtlichen Elektriker.
Wir bringen auch einen Rasenmäher für die Schule in Tinca mit, die von der People to People Foundation aus Oradea betrieben wird.
Ein besonderes „Dankeschön!“ an Remy und Kollegen von der Firma Breen aus Schoorl in den Niederlanden!
Am 25. Mai kommen wir nach der Durchquerung Deutschlands in Oradea an, übernachten in Altlengbach bei Wien, passieren Budapest und durchqueren Ungarn über die M3-Route in Richtung der rumänischen Grenze.
Übergabe des Rasenmähers und weiterer Sachspenden in Tinca
Am 26. Mai entladen wir den Anhänger an dem Kindergarten und der Schule in Tinca, die wir in einem unserer früheren Berichte beschrieben hatten. Der Weg zur Schule ist immer noch ein Abenteuer, wie man im Video sehen kann.
Der Rasenmäher wird begeistert angenommen und ist eine tolle Ergänzung zum Werkzeugset des Schulwartungsteams.
Die ersten Ergebnisse nach einigen Arbeiten mit der neuen Ausrüstung zeugen von der hervorragenden Eignung der neuen Anlage.
Installation der Solar-Anlagen in Cluj, Patarat
Am 29. Mai fahren wir nach Cluj. Nach einer Übernachtung versuchen wir die Solarpanels zu installieren. Wir sind gegen 09:30 Uhr auf dem Gelände. Aus Patarat sind kürzlich 31 Familien in einige neu geschaffene Wohnungen in die Stadt gezogen, die von der Regierung bereitgestellt und mit norwegischen Mitteln für die Roma-Gemeinschaft (4,5 Mio. EUR) erworben wurden.
Derzeit ist der Kindergarten gesperrt. Wir stellten fest, dass der Kindergarten aufgrund der Stromsituation von Containereinheiten auf der anderen Straßenseite aus betrieben wird. Eine elektrische Zählereinheit auf dem Gipfel des Berges ist aufgrund ständiger Versuche einiger Haushalte Strom abzuzapfen, abgeschaltet. Sobald die Zählereinheit in den Kindergarten verlegt wurde oder alternative Energiequellen vor Ort installiert sind, kann der Unterricht im ursprünglichen Gebäude weitergeführt werden.
Die Spende der Solarpanels könnte für einige Zeit eine schnelle zusätzliche Lösung sein, wenn sie denn in den nächsten Tagen installiert werden können. Und: Wenn sie anschließend auch noch intakt bleiben.
Verantwortung in der Gemeinschaft?
Unterdessen erscheint der bestellte Elektriker leider nicht zum vereinbarten Zeitpunkt. Die Toiletten und die Duschcontainer in der Nähe des Kindergartens sind nicht ordnungsgemäß gewartet. Das Wasser versickert auf der Straße, die Gebäude sind mehr denn je in einem katastrophalen Zustand. Gleichzeitig verschlechtert sich das Klima zwischen den verbleibenden Mitgliedern der Gemeinschaft aufgrund von Vorwürfen wegen fehlender Metallplatten und Baumaterialien aus Spenden und wegen Diskussionen über ausstehende Rechnungen. Eine Bereitschaft, sich für die Umwelt einzusetzen, ist nicht erkennbar.
Wir befürchten, dass die Sonnenkollektoren innerhalb weniger Tage durch Steinwürfe zerstört werden könnten. Zwei Blocks weiter steht ein großes Gebäude, das von der Europäischen Union zur Förderung der Wirtschaft in der Region gespendet wurde und gemietet werden kann. Es sieht aus als hätte eine Bombe eingeschlagen. Beinahe alle Fenster sind zerbrochen, die Eingangstür ist herausgerissen, das Dach beschädigt. Vor dem Gebäude wartet ein Wachmann in einer kleinen Bude, um den Rest zu beschützen. Zeugnis einer Investition der Europäischen Union.
Verschlechterung der Situation vor Ort – Fokus auf Bildungschancen
Seit ich das letzte Mal hier war, hat sich die Situation deutlich verschlechtert. Ich bin mir nicht mehr so sicher, inwieweit weiteres Engagement in die Infrastruktur gerechtfertigt ist, um der lokalen Gemeinschaft eine Zukunft zu ermöglichen.
Wir müssen intensive Gespräche mit den Einheimischen führen, um sie dazu zu bewegen, etwas zu tun, das über das Bisherige hinausgeht: Sich aktiv für die Pflege ihrer eigenen Umwelt zu engagieren.
Das gespendete norwegische Geld wurde verwendet, um einigen Familien einen Ausweg zu ermöglichen, die nun die Möglichkeit haben, mit anderen zusammen zu leben. Für die übrigen Familien auf dem Campus ist der Ausgang ihres Schicksals ungewiss. Es ist möglich, dass die Familien aus verschiedensten Gründen bald nach Patarat zurückkehren. Ob das Geld aus Norwegen sinnvoll angelegt war, wird ein Moment der Wahrheit.
Diskussion um rechtlichen Status der Unterkünfte
Am Nachmittag gibt es Fortschritte. Der Elektriker taucht auf, nachdem er am Morgen einen Notfall zu beheben hatte. Der Anwalt von „People to People“ trifft ebenfalls ein, um gemeinsam mit dem Vorsitzenden Nicu Gal auf der Straße eine „Stadtversammlung“ abzuhalten, um noch einmal die örtliche Rechtslage des Kindergartens zu erläutern und den rechtlichen Status der provisorischen Unterkünfte auf dem Grund und Boden von „People to People“. Es kommt zu lebhaften Diskussionen. Später erreicht man doch noch Annäherungen und es werden Absprachen mit einigen Leitern der Dorfgemeinschaft getroffen.
Offene Gespräche und Installation der Solar-Anlage
Einen Tag später kehren wir zurück. Nach einigen offenen Gesprächen. Wir beschließen einen Sprung im Vertrauen und weiter zu machen.
Die Solarpanels werden fachmännisch auf dem Dach installiert und die Leitungen im Inneren des Gebäudes in einem Schrank mit adäquaten Sicherheitsvorrichtungen verlegt.
Der örtliche Pfarrer Mihai ist beeindruckt und bringt seine Dankbarkeit und Wertschätzung zum Ausdruck.
Dies ist jedoch ein anderes Thema und sollte systematischer diskutiert und möglicherweise im Rahmen lokaler Workshops behandelt werden. Jeder ist eingeladen, bei einem zukünftigen Aufräumworkshop in Cluj mitzuhelfen!
Fazit
Auf dem Weg zu sein und nach bestmöglicher Leistung zu streben, ist ein gutes Ziel: Work hard, play hard. Stürzen, sich zu verletzen, es erneut zu versuchen gehört dazu. Arbeit für Charity bleibt eine ständige Herausforderung. Es braucht ständiges Ausprobieren und erfordert manchmal einen Sprung im Vertrauen.
Kontakt
Dr. Matthias Straub
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